Unsere spontane Reise nach Ungarn vom 03.12. – 05.12.2021

Unsere spontane Reise nach Ungarn vom 03.12. – 05.12.2021

 Obwohl am Vorabend noch eine schlechte Nachricht die kurzfristig geschmiedeten Reisepläne ein wenig durcheinandergewirbelt hat (Sperrung der A45-Brücke bei Lüdenscheid), starteten wir gut gelaunt und nur ein bisschen müde, fast pünktlich um 6:45 Uhr vom Pendlerparkplatz in Kamen die Reise zu unseren Schützlingen nach Ungarn. Mit an Bord waren natürlich auch einige Spenden und ein Abschiedsgeschenk für Tierheimleiterin Klaudia. Die Vorfreude und Aufregung war auf jeden Fall riesengroß, denn pandemiebedingt war seit Michaelas letztem Besuch viel zu viel Zeit vergangen und für mich war es sowieso die allererste Reise zu unserem Partnertierheim. Durch die spontane Routenänderung verlängerte sich die Fahrtzeit nur minimal – nun führte uns der Weg über Kassel – aber der Verkehrsfluss war uns wohlgesonnen und so kamen wir staufrei durch Hessen, Bayern, Österreich und Ungarn und konnten – begleitet von vielen lieben „Gute-Reise-Wünschen“ bereits um 20:36 Uhr unsere Zimmerschlüssel in Tierheimnähe abholen. Das Gelände lag still im Schein der Straßenlaterne. Die Stille hörte aber schlagartig auf, als unser Auto vor dem Tor zu stehen kam – denn sofort drang das Gebell zahlreicher Hunde auf die Straße. So einfach um das Tierheim schleichen, kann hier also niemand.Am liebsten wären wir sofort hinein gegangen, aber aufgrund der fortgeschrittenen Stunde mussten wir uns wohl oder übel bis zum nächsten Tag gedulden.

An der Unterkunft angekommen, wurde die Vorfreude auf ein warmes Bett jedoch jäh gebremst. Michaela hatte bereits im Vorfeld von dem Beagle der Gastgeber erzählt, den sie bei einem früheren Aufenthalt vor Ort kennengelernt hatte. Sie öffnete deshalb vorsichtig das Tor, das den Hof zu unserer Bleibe verschloss.
Doch erst einmal regte sich nichts, als wir den Weg zu den Zimmern entlang gingen. An den Türen angekommen, vernahmen wir ein leises Knurren und entdeckten sogleich an der Hauswand eine kleine, augenscheinlich nicht isolierte und mit Streu ausgelegte Holzhütte, die an der Öffnung notdürftig mit einem Handtuch bedeckt war. Leider nichts Außergewöhnliches für hiesige Verhältnisse, dachten wir, obwohl uns schon ein merkwürdiges Gefühl beschlich, da der Beagle seine Hütte nicht verließ. Während wir noch dastanden und nicht so recht wussten, was wir von der Situation halten sollten, kam der Besitzer dazu. Wir fragten ihn nach dem Alter des Hundes und was mit ihm los sei. Da er weder Deutsch noch Englisch sprach, kontaktierte er seine Tochter telefonisch zum Übersetzen und stellte den Lautsprecher an. So erfuhren wir, dass der kleine Kerl 1,5 Jahre alt ist (es sich also nicht um den gleichen Hund handelte, den Michaela kennengelernt hatte), ein unachtsamer Gast vor ca. drei Wochen das Hoftor offengelassen hatte und das Tier auf der Straße angefahren wurde. Er habe eine Verletzung an der Wirbelsäule davongetragen, bräuchte nun sehr viel Ruhe und befände sich auf einem guten Weg der Genesung. Unfassbar! Das kranke Tier kauerte bei Minus fünf Grad Außentemperatur in dieser kleinen Hütte und konnte sich kaum bewegen. Die Gefühle, die diese Erklärungen in uns auslösten, kann man nur schwer wiedergeben. Das arme Kerlchen weinte dann auch oft in der Nacht herzzerreißend und es war schlimm, dass wir ihm nicht helfen konnten! Natürlich haben wir das Beaglechen bei einem späteren Gespräch im Tierheim thematisiert und erfuhren, dass es leider nicht möglich ist, hier etwas zu unternehmen. Schließlich hat der Hund einen Besitzer, sogar eine Hütte und wird mit Futter und Wasser versorgt. Für uns wirklich nur schwer zu ertragen, aber die Tierheimmitarbeiter versicherten, dass sie auch weiterhin ein Auge auf die Situation vor Ort haben werden. Nach einer unruhigen Nacht und einem kurzen Frühstück waren wir – bei traumhaftem, aber eiskalten Dezemberwetter – überpünktlich am Tierheim und nutzten die Zeit schon einmal, um uns das Gelände des neuen Tierheims anzuschauen. Der grüne Zaun steht komplett und in den kommenden Tagen wird ein Container angeliefert, der später als Büro und Krankenstation fungieren soll.

Im neuen Jahr geht es dann an den nächsten Bauabschnitt – die Strom- und Wasserversorgung befindet sich aktuell in Planung (die meisten von Euch wissen ja, dass dies etwas ganz Besonderes ist, da es so etwas auf dem alten Gelände gar nicht gibt).Um 9:00 Uhr wurden wir herzlich von Ágnes und Klaudia am Tor des Tierheims empfangen und starteten sogleich mit einem kleinen Begrüßungsrundgang. Natürlich verteilten wir dabei auch ordentlich Streicheleinheiten. Die meisten Fellnasen genossen sichtlich die Aufmerksamkeit und wir freuten uns sehr alle alten und neuen Bewohner des Tierheims zu sehen.So konnten wir auch Notfellchen Csacska, für die wir nach wie vor dringend eine liebevolle Pflegestelle suchen, endlich kennenlernen. Zudem leben im Tierheim (wie die meisten von Euch ja bestimmt wissen), ebenfalls Fellnasen, die wir Euch nicht in unseren Steckbriefen vorstellen können, weil sie aufgrund ihrer Rasse leider nicht nach Deutschland vermittelbar sind (Lena, Brenda, Gina, Reka, Rio, Schmusebär Abdul und Argos) oder Hunde, wie Buda, die aufgrund ihrer Erlebnisse so wenig Vertrauen in die Menschen haben, dass ein häusliches Zusammenleben bedauerlicherweise gar nicht möglich wäre. Ihnen allen, ausnahmslos, ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken, gehört natürlich auch zu einem Besuch im Befogad-lak Alaptívány und liegt uns besonders am Herzen. Nach diesem ersten Rundgang hieß es dann die Spenden auszuladen und obwohl das Auto gefühlt gar nicht so voll beladen war (entgegen vergangener Fahrten war noch ein klitzekleiner Spalt zum Blick durch die Heckscheibe frei), kamen dabei einige Schubkarren zusammen. An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei all den lieben Spendern bedanken, die uns unterstützen und all jene um Verständnis bitten, deren Spenden wir leider nicht mitnehmen konnten, weil wir uns ja sehr spontan zu der Fahrt entschlossen hatten. Ihr seid einfach super! Als Nächstes stand das Fotoshooting der Patenhunde auf dem Programm. Michaela machte die Fotos und ich habe mehr oder minder erfolgreich versucht, die Fellnasen in die richtige Position zu bringen. Leider erwies sich das als gar nicht so leichte Aufgabe, denn trotz einer Fülle von Leckerchen und vielen Streicheleinheiten, gibt es außerhalb des Zwingers verständlicherweise zahlreiche Dinge, die viel interessanter sind als der Blick in eine Kameralinse. So kann sich ein Shooting auch mal richtig in die Länge ziehen, bis zumindest ein brauchbares (sprich Hund schaut nach vorne) Bild zustande kommt. Aber alle Tiere haben fein mitgemacht und Kampfschmuser Luzifer zeigte mir seinen umwerfenden Charme, wobei ich nur knapp neben einer großen Pfütze im Straßengraben landete.
Natürlich gab es auch Hunde, die so gar nicht zum Modell stehen, aufgelegt waren. Diese versuchten wir anschließend noch im Zwinger zu fotografieren.

Nach der Fotosession war es dann auch schon Zeit für die Abschiedsrunde: Wir gingen noch einmal ganz in Ruhe zu den Zwingern, schließlich musste jeder einzelne Hund ein eigenes, besonders tolles Leckerli erhalten.

Anschließend verabredeten wir uns mit Klaudia und Ágnes zu einem gemeinsamen Abendessen, um den Tag gebührend ausklingen zu lassen und uns über ein paar Dinge auszutauschen.

Wieder in der Unterkunft angekommen, nutzten wir – nach einer heißen Dusche – die Zeit bis 18:00 Uhr um den Besuch Revue passieren zu lassen, Notizen zu machen und erste Bilder zu sichten.Danach unternahmen wir einen kleinen Spaziergang und waren pünktlich am vereinbarten Treffpunkt.Es war ein schöner Abend mit Klaudia und Ágnes und einem sehr leckeren Essen, der genug Gelegenheit bot, um einige Dinge zu besprechen. Auch Ágnes konnten wir näher kennenzulernen, da sie ja zukünftig Klaudia als Leiterin unseres Partnertierheims ablösen wird.Wir sind uns sicher, dass die Zusammenarbeit auch in Zukunft ganz prima und reibungslos funktionieren wird!Am Ende überreichten wir Klaudia noch ein kleines Geschenk zum Abschied, worüber sie sich sehr gefreut hat. Zurück in der Unterkunft gingen wir früh ins Bett, denn am nächsten Tag stand ja schon wieder die Heimreise an .Nach dem Frühstück hieß es dann um 7:30 Uhr, Abschied nehmen von Törökszentmiklós und auch von dem kleinen Beagle, der uns noch lange in unseren Gedanken begleiten wird, nicht zuletzt weil er uns schmerzlich bewusst gemacht hat, dass das Umdenken vieler Menschen in Ungarn bezüglich des Umgangs mit ihren Tieren noch einen langen Weg erfordert und man leider nicht allen Seelchen helfen kann (auch wenn man sich nichts sehnlicher wünscht).Die Rückfahrt verlief ohne Verkehrsbehinderungen, trotz einiger ordentlicher Schneeschauer in Österreich, und so kamen wir um ca. 21:00 Uhr um viele Eindrücke reicher und mit ganz viel Motivation für die zukünftige Arbeit im Gepäck in Kamen an.Obwohl die über 13-Stunden-Fahrtzeit zugegebenermaßen nicht spurlos an einem vorbeigehen (anstrengend!) – soll ganz sicher nicht wieder so lange Zeit vergehen bis zum nächsten Wiedersehen in Ungarn.
Wir freuen uns schon sehr auf die kommende(n) Reise(n)!

Liebe Grüße, Nina

Dankeschön für Klaudia
Dankeschön für Klaudia
Eingang zum Tierheim
Der kranke Beagle
Unser Notfellchen Csacska

Eingang
Das Gelände
Der neue Zaun
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