Im Osten von Ungarn, dem wohl ärmsten Teil des Landes, liegt in der Stadt Törökszentmiklós das von Klaudia Kovács und Attila Bognár geführte Tierheim namens Befogad-lak Alapítvány.
Seit 2012 setzen sich Klaudia und Attila täglich für die Hunde ein.
Anfangs taten sie alles dafür, um für die Hunde, die in der damaligen Tötungsstation der Stadt lebten, ein neues Zuhause zu finden und ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten.
Im Januar 2014 haben Klaudia und Attila endlich von der Stadt ein Gelände gestellt bekommen, auf dem sie ein Tierheim errichten konnten. Es gab dort keinen einzigen Zwinger, sodass sie mit viel Geld und Engagement das Tierheim aufbauten.
Aufgrund der geringen Mittel sind die Zwinger in den dunklen Hallen des Gebäudes ohne Sichtschutz aneinandergereiht worden. Um möglichst viele Fellnasen beherbergen zu können, werden außerdem Paletten aneinandergestellt, die ebenfalls als Zwinger für kleine Hunde dienen sollen. Auch leben einige Hunde an der Kette. Denn es wird jede Möglichkeit genutzt wird, um die vielen Hunde im Tierheim unterzubringen.
Das Tierheim hat keinen Wasseranschluss und auch keinen Strom. Aber die Stadt unterstützt das Tierheim nur mit dem, was sie muss: Mit der Bereitstellung des Platzes. Da das Gelände nicht dem Tierheim gehört, dürfen die Tierheimmitarbeiter nichts daran ändern, ihnen sind die Hände gebunden. Somit haben die Tierheimmitarbeiter nicht einmal ein Waschbecken, sodass sie sich in einer Schüssel die Hände waschen. Statt einer fest installierten Toilette, steht im Tierheim ein Dixi Klo. Das Wasser wird dem Tierheim in großen Kanistern geliefert.
An jeweils 6 Tagen in der Woche verbringen Klaudia und Attila den Tag im Tierheim. Sie leben für die Hunde und das merkt man. Sie kommen jeden Tag, natürlich auch an Feiertagen, morgens um sieben Uhr ins Tierheim und versorgen dort bis zum späten Nachmittag alle Hunde (ca. 100 Tiere). Dabei steht das Wohl der Fellnasen für sie an erster Stelle. Dabei werden sie von einigen weiteren Mitarbeitern unterstützt, die ihnen bei Arbeiten wie dem Säubern der Zwinger und dem Füttern der Hunde helfen.
Die Tierheimmitarbeiter haben es täglich mit diversen Aufgaben zu tun, die den ihnen vieles abverlangen. Dazu gehören neben den alltäglichen Aufgaben wie Füttern und dem Reinigen der Zwinger Aufgaben wie Tierarztfahrten, Papierkram und die besondere Beschäftigung mit Hunden, die krank oder aggressiv sind.
Das Tierheim finanziert sich fast ausschließlich durch Spenden. Wie bei jedem Tierheim in Ungarn gibt es auch bei Diesem die Möglichkeit, dass Bürger 1% ihrer Steuern an das Tierheim spenden können. Jedoch haben die Bürger auch die Wahl dieses Geld anderweitig zu spenden, sodass in dem Teil des Landes, in dem die Tierliebe selten zu finden ist, häufig wenig Geld an die Fellnasen gegeben wird.
Um die Hunde gut versorgen zu können, sammeln die Tierheimmitarbeiter die leeren Konserven des Nassfutters. Zwar bekommen sie von der Eisen-Anlage nicht viel Geld, aber es ist dem Tierheim die Mühe Wert. Denn jeder Cent zählt…
Damit alle Hunde, trotz der geringen Mittel, satt werden, bekommen sie täglich eine Mischung aus Brot, Trockenfutter, Nassfutter, Fleisch und Wasser in den Napf. Die Fütterung ist sehr zeitaufwändig, denn die Tierheimmitarbeiter achten darauf, dass in den Zwingern, in denen mehrere Hunde untergebracht sind, kein Futterneid entsteht und jeder Hund das Futter bekommt, dass ihm zusteht. Anschließend werden alle Näpfe ausgespült, denn kein Hund soll aus einem verdreckten Napf fressen und trinken müssen.
In vielen Tierheimen gibt es Gassigänger, die dafür sorgen, dass die Hunde wenigstens am Wochenende etwas Auslauf bekommen. In diesem Tierheim kommen am Wochenende leider in der Regel nur zwei bis drei Ehrenamtliche, die natürlich nicht annähernd mit allen Hunde spazieren gehen können. Im Osten von Ungarn gibt es leider recht wenig Tierfreunde. Anders als in den anderen Teilen des Landes, in denen es inzwischen einen Umbruch im Hinblick auf das Denken gegenüber der Fellnasen gibt, gibt es dort, wie uns erzählt wurde, nur wenig Tierfreunde, die unterstützend tätig sein möchten oder Interesse an einem Tier hätten.
Da es den Tierheimmitarbeitern ein großes Anliegen ist dies zu ändern, besuchen Klaudia und Attila Schulen und Kindergärten und bringen den Kindern nahe, wie wichtig eine verantwortliche Tierhaltung ist.
Das Tierheim verhängt fast immer einen Aufnahmestopp, denn es werden weniger Tiere vermittelt, als im Tierheim aufgenommen werden müssten. Daraus resultiert, dass viele Hunde, zum Teil schon seit Jahren, im Tierheim leben müssen. Wenn ein Platz frei ist, wird dieser in erster Linie an die schwächsten Tiere, also die Welpen und kranken Hunde, vergeben. Falls dann noch ein Plätzchen zur Verfügung steht, nimmt das Tierheim Hunde auf, die es ehemals vermittelt hat und die aus diversen Gründen (Trennung, Todesfall etc.) wieder im Tierheim abgegeben werden müssen. Die vielen Straßenhunde können leider nicht annähernd alle aufgenommen werden. Ein kleiner Teil dieser Fellnasen kann im Tierheim untergebracht werden. Aber diesem sind die Hände gebunden. Denn es wäre ein zu großes Risiko, wenn man zu viele Hunde in einem Zwinger unterbringt. Außerdem kontrolliert die Stadt regelmäßig, dass das Tierheim alle Auflagen einhält und nicht zu viele Tiere beherbergt.
Wenn ein schwarzer Hund das Tierheim betritt, hat er in Ungarn aufgrund seiner Fellfarbe kaum eine Chance, es wieder zu verlassen. Generell werden vor Ort, wenn überhaupt, nur Hunde bis maximal einem Alter von ca. 4 Jahren adoptiert. Tiere mit Handicap oder alte Hunde haben leider überhaupt keine Chance auf eine Adoption in Ungarn. Dabei sind fast alle Hunde absolut freundlich zu den Menschen, verschmust und häufig auch verspielt. Sie sehnen sich augenscheinlich so sehr nach Liebe. Viele Hunde klammern sich an den Menschen, wenn sie gestreichelt werden und möchten den Zweibeiner am liebsten gar nicht mehr gehen lassen. Einige Vierbeiner kletteren vor Aufregung an den Gittern hoch, andere steckten einfach ihre Schnauzen durch die Gitterstäbe und geben ganz viele Küsschen. Natürlich gibt es auch einige Hunde, die schon aufgegeben haben. Hunde, die schon den Glanz in den Augen verloren haben und nur stumm die Situation ertragen, die sich leider nicht ändern lässt, solange sie dort hinter Gittern sitzen…
Umso glücklicher ist das Tierheim, dass unser Tierschutzverein auch häufig solche Hunde vermittelt, die in Ungarn kaum eine Chance auf ein schönes Zuhause haben. Auch sind sie sehr glücklich, dass wir, dank eurer Hilfe, jeden Monat einen großen Teil der Tierarztrechnungen, Futterkosten und sonstigen Geldbeträgen übernehmen können. Dadurch fällt dem Tierheim eine große Last von den Schultern. Denn das Tierheim benötigt dringend Hilfe von tierlieben Menschen, die es auf verschiedene Weise unterstützen.
Ganze neun Jahre hat Klaudia Kovács unser Partnertierheim in Ungarn mit ganz viel Liebe und Herzblut geleitet. Nun heißt es Abschied nehmen – Klaudia übergibt im November 2021 ihren Posten an ihre Kollegin Ágnes Balogh.
Falls Sie dem Tierheim Pakete zukommen lassen möchten, können Sie diese gerne an folgende Adresse senden:
Befogad-lak Alapítvány
Attila utca 1
5200 Törökszentmiklós
Hungary
Blick ins Innere des Tierheims:
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